Blutzuckerselbstkontrolle

mehr Lebensqualität, weniger Folgeschäden

Selbstmessung ist die Basis für eine erfolgreiche Diabetestherapie

 

Mit der Blutzuckerselbstkontrolle beherrschen Sie den Diabetes, für mehr Lebensqualität und weniger Folgeschäden. Regelmäßig messen hilft, zu hohe und zu tiefe Werte zu vermeiden. Moderne Blutzuckermessgeräte messen mit nur einem winzigen frischen Blutstropfen aus der Fingerkuppe einen präzisen Blutzuckerwert. Mit ein paar Tipps was Sie bei der Blutzuckermessung beachten sollten, haben Sie das Werkezug um den Diabetes aktiv zu managen. Sehen Sie wie Ernährung, Bewegung und Medikamente Ihren Blutzucker beeinflussen. Sie können auf Grund der gemessenen Blutzucker- und HbA1c-Werte auch erkennen, ob sich Ihre Blutzuckereinstellung ver­schlech­­­t­ert hat. Sollte das der Fall sein, können Sie gegensteuern oder mit Ihrem Arzt in Verbindung setzen um notwendige Maßnahmen zu be­sprech­en und durchführen. 

Durch das Wissen, dass Sie durch die Messungen erhalten, können Sie akuten Stoff­wechsel­ent­gleisungen vorbeugen und sich vor diabetischen Folge­erkrankung­en schützen. Vor allem für Menschen mit Diabetes, die Insulin spritzen, ist die Selbst­kontrolle von großer Be­deut­ung, da sie aufgrund der gemessenen Werte die Insulindosis bestimmen.

Besonders wichtig ist es, die gemessenen Werte in ein Tage­buch einzutragen und dieses dem Arzt bei den regelmäßigen Kontrollbesuchen vorzulegen. Tages­mittelwerte ermöglichen Rückschlüsse auf den aktuellen HbA1c-Wert und damit die Qualität der Dia­betes­einstellung.

 

Wozu Selbstkontrolle?

  • Schutz vor Hypoglykämien und hyperglykämisch­en Ent­gleis­ungen bzw einer diabetischen Ketoazidose
  • Besseres Verständnis und bessere Einstellung des Diabetes
  • Höhere Lebensqualität durch mehr Sicherheit in Freizeit, Beruf, Urlaub und Sport
  • Einblick in Stoffwechsel­zu­sam­men­­hänge
  • Erkenntnisse über Aus­wirk­ung­en körperlicher Aktivi­tät­en, hormoneller Einflüsse und Stress­situationen auf den Blutzucker 
  • Besseres Verständnis für die Behandlungs­maß­nahmen
  • Engere Kooperation und bess­eres Vertrauens­verhältnis zum Diabetes-Beratungs-Team
  • Mitverantwortung für die Behandlung
  • Bessere Chancen im Beruf
  • Weniger Arbeitsausfälle und Krankenhaus­aufent­halte
  • Höhere Lebenserwartung durch Verhinderung von diabetisch­en Folge­er­krank­ung­en 


 

Wann & wie oft messen?

Die Häufigkeit der Messung hängt von der Diabetestherapie ab.

Wenn Sie als Typ-2-Dia­betiker mit Tabletten und / oder Insulin behandelt werden, oder wenn Sie im Rahmen der konventionellen Diabetes­thera­pie 2x am Tag Insulin spritzen, sollten Sie Einzelheiten zur Blut­zucker­selbstkontrolle mit Ihrem Arzt oder Diabetes­be­rater besprechen.

Wenn Sie im Rahmen der intensivierten Therapie Insulin spritzen oder eine Insulinpumpe tragen, sollten Sie mindestens 6x täglich Ihren Blutzucker messen:

  • Nach dem Aufstehen / vor dem Frühstück
  • Vor dem Mittagessen
  • Vor dem Abendessen
  • Vor dem Schlafengehen
  • Bei Bedarf 

Darüber hinaus muss der Blut­zucker in „Aus­nahme­situa­tion­en“ auch in kürzeren Abständen kontrolliert werden, z.B. bei Verdacht auf eine Hyper­gly­kä­mie bzw. Keto­azi­dose, bei Krank­heiten, die mit Fieber, Erbrechen und Durchfall verbunden sind, bei Einnahme neuer Medi­ka­men­­te sowie bei starken Ver­schiebungen im Tagesablauf (z.B. Schicht­dienst, Urlaub mit Zeit­verschiebung).

 

Messsysteme / Kalibrierung

Prinzipiell erfolgt die Kontrolle des Blutzuckers auf zwei unterschiedlichen Wegen, abhängig vom verwendeten Messgerät.

Reflektorsystem:
Die photometrische Messung basiert auf einer enzymatischen Bestimmungsreaktion mit an­schließend­er Farbbildung in der Reagenzienschicht des Test­streifens. Die Intensität der während der Reaktion gebildeten Farbe wird vom Gerät reflexionsphotometrisch gemessen und in die entsprechende Glu­kose­konzentration umgerechnet.

Sensorsystem:
Der wesentlichste Unterschied von Sensoren zu Farbteststreifen ist die Koppelung der Glukose­reaktion an biochemische Reakt­ionen, die direkt zu einem elektrisch messbaren Signal führen. Dieser Strom ist abhängig von der Glukosekonzentration und wird von dem Messgerät in den exakten Blutzuckerwert umgerechnet und angezeigt.

Bei Geräten älterer Bauart ist es notwendig, bei Verwendung einer neuen Packung Teststreifen eine Kodierung mit Hilfe eines Chips oder durch Eingabe einer Tastenkombination durchzuführen, um ein exaktes Ergebnis zu erhalten. Heute gibt es überwiegend Blut­zucker­messgeräte, die das Kodieren automatisch durchführen.

Der Glukosemessbereich liegt bei modernen Systemen zwischen 20 und 600 mg/dl (1,1 - 33,3 mmol/l).

Kalibrierung
Messgeräte können entweder auf Vollblut oder Blutplasma geeicht sein  (Angaben dazu finden Sie in der Gebrauchsanweisung Ihres Gerätes). Den meisten Geräten, die heutzutage auf dem Markt sind, liegt Plasmakalibrierung zu Grunde.

ACHTUNG: Auf Blutplasma geeichte Blutzuckermessgeräte zeigen etwa um 10 - 15 % höhere Werte an! Verwenden Sie deshalb nie gleichzeitig Geräte verschiedener Hersteller, da die Werte unter Umständen beträchtlich variieren können.

 

Blutentnahme

Für die Blutentnahme nutzen die meisten Menschen mit Diabetes die seitlichen Ränder der Fingerbeeren. Diese sind sehr gut durchblutet, so dass sich leicht ein Blutstropfen daraus gewinnen lässt. Die Mitte der Fingerbeeren sollte ausgespart werden, da diese Stelle durch eine hohe Dichte an Sinnesrezeptoren sehr schmerzempfindlich ist.

Damit das tägliche Stechen von bis zu 10 mal die Finger nicht zu sehr belastet, sollte man folgende Punkte bedenken:

  • Vor der Blutentnahme Hände mit Seife und warmem Wasser waschen und sorgfältig abtrocknen. Neben der Rei­ni­gung fördert dies auch die Blut­zirkulation. Desinfektion ist nicht notwendig – Rückstände des dazu verwendeten Alkohols könnten das Ergebnis verfälschen.  
  • Die seitlichen Ränder der Finger­spitzen punktieren, nicht die Mitte, denn dort sind mehr Nervenzellen als am Rand. Das Nagelbett aussparen, hier könnten sich sonst Ent­zünd­ung­en bilden.  
  • Die Lanzette nach jedem Einstich wechseln, ansonsten stumpft die Nadel zu sehr ab und kann sich auch an der Spitze verbiegen. Das verursacht unnötige Schmerzen oder größere Verletzungen als notwendig. Außerdem steigt die Gefahr von Infektionen und Entzündungen durch das Eindringen von Keimen.  
  • Dünne Lanzetten (es gibt mittlerweile schon welche mit nur 0,2 mm Durchmesser) verwenden, diese verringern den Einstichschmerz und garantieren trotzdem eine genügende Blutmenge. Die Größe des Bluttropfens hängt nicht von der Dicke der Lanzette, sondern von der Einstichtiefe ab. Moderne Blut­zucker­mess­ge­räte brauchen nur mehr extrem geringe Blut­mengen. 
  • Die Finger wechseln - es eignen sich Zeigefinger, Mittel- und Ringfinger. Einige haben auch mit dem kleinen Finger oder dem Daumen keine Probleme.  
  • Wenn möglich: an beiden Händen abwechselnd die Blut­entnahme vornehmen.
  • Die persönlich richtige Stech­tiefe finden: vielleicht muss man gar nicht so tief stechen. Eventuell reicht eine geringere Stechtiefe, wenn Sie das Blut vor der Blutentnahme in den Armen nach unten streichen, die Arme schütteln oder kurz nach unten hängen lassen. Nach dem Stechen sollte nicht gedrückt werden müssen um einen Blutstopfen zu gewinnen! 
  • Die Stechhilfe fest seitlich an die Fingerbeere drücken, dann erst den Auslöser betätigen.

     

Blutentnahme
Für die Blutentnahme nutzen die meisten Menschen mit Diabetes die seitlichen Ränder der Fingerbeeren. Diese sind sehr gut durchblutet, so dass sich leicht ein Blutstropfen daraus gewinnen lässt. Die Mitte der Fingerbeeren sollte ausgespart werden, da diese Stelle durch eine hohe Dichte an Sinnesrezeptoren sehr schmerzempfindlich ist.

    Richtiger Umgang mit Teststreifen

    Lagerung der Teststreifen

    • Trocken lagern (nicht im Bade­zimmer)
    • Teststreifenröhrchen nach Entnahme eines Test­streifens sofort wieder schließen, um die Teststreifen vor Luft­feucht­ig­keit zu schützen.
    • Teststreifen nicht im Auto aufbewahren und im Sommer- oder Winter­urlaub vor starker Sonneneinstrahl­ung und Kälte­einwirkung schützen.
    • Beachten Sie das Haltbarkeits­datum.
    • Vergessen Sie nicht, die Codenummer auf  Ihrem Test­streifen­röhrchen bzw. Codier­chip mit der des Blutzucker­mess­gerätes zu vergleichen (wenn Gerät codiert werden muss).

       

    Der richtige Testreifen
    Für jedes Blutzuckermessgerät gibt es eigene Blutzucker-Test­streifen, auf die der Bluts­tropfen aufgetragen wird. Die eigentliche Reaktion zur Bestimmung des Blutzucker­wertes findet auf dem Test­streifen statt.

    Fehlerquellen

    Bei der Selbstbestimmung des Blutzuckers kann es zu Fehlern und folgedessen zu falschen Werten kommen. Die Ursachen dafür sind vielseitig: Be­dien­ungs­fehler der Messgeräte, fehlerhafte Mess­streifen oder Geräte, verschiedene Störfaktoren.

    Um Messfehler zu vermeiden, ist die Schulung im Umgang mit dem jeweiligen Gerät und den Teststreifen unerlässlich. Dieser Umgang kann ganz leicht trainiert werden.

    Zusätzlich sind auch Kontroll­messungen mit entsprechenden Kontrolllösungen in regelmäßigen Abständen sinnvoll. Prin­zip­iell sind Kontroll­mess­ungen empfehlenswert, wenn eine neue Packung Teststreifen verwendet wird, das Gerät heruntergefallen ist oder anderweitig beschädigt wurde, die Mess­ergebnisse nicht mit dem individuellen Befinden übereinstimmen oder unerwartete Test­er­gebnisse auftreten. 

    Mögliche Fehlerquellen
    Fehler beruhen meist auf Be­dienungsfehlern, wobei manchmal Probleme auch durch fehlerhafte Messgeräte, Teststreifen oder andere Störfaktoren auftreten.

    Fehlerhafte Teststreifen
    Teststreifen dürfen nicht direktem Sonnenlicht, extremer Feuchtigkeit, Kälte oder Wärme ausgesetzt oder nach dem Verfalls­datum weiter verwendet werden. Am besten aufgehoben sind die empfindlichen Diagnostika in den Originalgefäßen, die nach der Entnahme sofort wieder sorgfältig verschlossen werden sollen.

    Fehlerhafte Messgeräte
    Blutzuckermessgeräte sind Prä­zis­ionsgeräte und daher sind die Hinweise der Hersteller unbedingt zu beachten. Das Gerät ist nur mit ausreichend aufgeladenen Batterien betriebsbereit. Der korrekte Sitz des Test­streif­ens muss kontrolliert werden.

    Bedienungsfehler
    Die Handhabung mit einem neuen Messgerät muss trainiert werden und man sollte stets die richtige Technik der Blut­ab­nahme beachten:

    • Ein zu starkes Pressen des Fingers führt zu einer Ver­dünnung des Blutes mit Gewebswasser und damit zu einer falschen Anzeige des Blutzuckerwertes.
    • Die Hände müssen sorgfältig gewaschen werden, um eine Verschmutzung der Blutprobe mit eventuellen Speiseresten zu verhindern, aber auch aus hygienischen Gründen.
    • Das gründliche Abtrocknen der Hände beugt einer Ver­dünn­ung der Probe mit Wasser vor.
    • Eine Desinfektion ist nicht erforderlich.
    • Die Blutmenge, die zur Re­aktionszone des Test­streif­ens gelangt, muss ausreichend sein, damit die Messung exakt durchgeführt werden kann.
    • Bewegen Sie den Test­streifen während der Mess­ung nicht.
    • Sollten Sie ein Gerät verwenden, das kodiert werden muss, dürfen Sie bei Anbruch einer neuen Packung Teststreifen nicht die entsprechende Neu­­kodier­ung vergessen.
    • Hitze, direktes Sonnen­licht, extrem hohe Luft­feuchtig­­keit (Wasserdampf) und oder extreme Kälte schaden dem Messgerät und den Teststreifen.


    Weitere Störfaktoren
    Körpereigene Stoffe oder verschiedene Medikamente (wie z.B. Vitamin C, Acetylsalicylsäure, ...) können die Genauigkeit des Messergeb­nisses beeinträchtigen.

    Dabei können die Werte nach oben oder unten abweichen. Informieren Sie sich in der Gebrauchsanweisung Ihres Mess­­gerätes und der Test­streif­en. Weiters können Tester­geb­nisse ungenau sein, wenn die getestete Person sehr hohe oder sehr niedrige Häma­tokritwerte (feste Blutbestandteile) hat.

    Bei Erkrankungen mit schwerem Wasserverlust (starker Durchfall oder Erbrechen) können als Folge die Messergebnisse ungenau sein. Desinfektionsmittel müssen rückstandslos entfernt werden um eine Verfälschung der Messergebnisse zu verhindern. Sprechen Sie mit Ihrem betreuenden Diabetesteam, wenn Sie dazu Fragen haben.

     

    Dokumentation

    Da der jeweilige Blutzuckerwert nur eine Momentaufnahme darstellt, werden in der Regel Tagesprofile angefertigt, d.h. mehrere Blutzuckerwerte pro Tag. Die Blutzuckerselbstkontrolle ist nur dann sinnvoll, wenn aus den gemessenen Werten auch Konsequenzen gezogen werden.

    Es ist wichtig, die Messergebnisse in einem  Tagebuch zu  notieren. Die Dokumentation ist die Grundlage für die Beratung mit dem Arzt oder dem Diabetesteam, sie ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Dosisanpassung, hilft Sondersituationen vergleichen zu können und tageszeitliche Schwankungen zu erkennen. Führen Sie Ihr Diabetestagebuch gewissenhaft und regelmäßig. Was nicht notiert ist, wird vergessen, und was vergessen wird, ist verloren.

    Aufgezeichnet werden sollte:

    • Blutzuckerwert mit Datum und Uhrzeit
    • Nahrungsaufnahme  (BE)
    • Insulindosis
    • Besondere Vorkommnisse wie  sportliche Aktivitäten, Unterzuckerung, Stress, Erkrankungen usw.

      Ein PC eröffnet auch bei der Diabetes-Therapie neue Möglichkeiten.  Mit der richtigen Software können Sie eine genaue Dokumentation der Behandlung erstellen. Moderne Technik kann so wesentlich zu Ihrer Diabetes-Therapie beitragen. Die meisten Blutzuckermesssysteme bieten heute die Möglichkeit des Datenmanagements am PC an. Über spezielle Kabel können Sie die Werte aus  Ihrem Blutzuckermessgerät auslesen und am PC auswerten.